Ökologische Charakteristik

Der Europäische Nerz ist ein amphibisches Tier, das stets mit aquatischen Binnenbiotopen verbunden ist. Bäche und kleine durch Wälder verlaufende Flüsse mit dicht bewachsenen Ufern bieten optimale Lebensbedingungen für den Europäischen Nerz. Standorte des Europäischen Nerzes sind seltener mit Feuchtgebieten, größeren Flüssen (z.B. Wolga, Kama, Wjatka, Ebro), insbesondere an Mündungen von Nebenflüssen und in Deltas, manchmal auch mit Seen – vor allem Durchstömungsseen – verbunden. Individuen mit etablierten Territorien werden nur gelegentlich in Entfernungen von mehr als 100 m zu einem Wasserlauf oder Gewässer gefunden. Es sollte betont werden, dass der Europäische Nerz Uferzonen (Ökotone) bewohnt und nicht die Wasserläufe oder Gewässer selbst.

Nach der Klassifizierung der natürlichen Lebensräume in Anhang 1 der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (der so genannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) gelten als typische Lebensräume des Europäischen Nerzes Tiefland- und submontane Flüsse mit Wasserhahnenfuß, überschwemmte schlammige Flussufer, sumpfige Nadel- und Laubwälder sowie Flussmündungen (Ästuare).

Zu den wichtigsten Faktoren, die die Wahl des Lebensraums für den Europäischen Nerz in Osteuropa bestimmen, gehören:

  • die Anwesenheit von Waldbiozönosen, die vom Europäischen Nerz wesentlich häufiger genutzt werden als Waldsteppen- oder Steppenhabitate; das Vorkommen des Europäischen Nerzes in Waldhabitaten wurde bereits von Agricola erwähnt,
  • dichtes, niedriges Gestrüpp in unmittelbarer Nähe des Ufers mit reichlicher Verfügbarkeit von Verstecken sowie den Möglichkeiten, sich versteckt zu bewegen und zu ernähren,
  • die Beschaffenheit der Uferlinie, die die Verfügbarkeit von Verstecken gewährleistet – bevorzugt werden relativ hohe Ufer, an denen man Höhlen anlegen kann, sowie niedrige, dicht bewachsene Ufer, an denen Verstecke vorhanden sind,
  • die Tiefe der Gewässer, deren Nachbarschaft von Nerzen besiedelt wird, sollte garantieren, dass sie im Winter nicht bis zum Grund zufrieren (während dieser Zeit fühlen sich die Nerze in kleinen, eisfreien Gewässern von 1,0-1,5 m Breite und bis zu 1 m Tiefe wohl), und in den Sommermonaten – dass die Unterwasserzugänge zu den Brutplätzen verdeckt werden (mind. 0,5 m tief),
  • die Zugänglichkeit zu nicht gefrorenen Gewässern oder, falls diese fehlen, zu natürlichen Eislöchern, Quellen, Biberdämmen, die für diese Art im Winter in der kontinentalen Klimazone von entscheidender Bedeutung sind; der Europäische Nerz nutzt gerne luftgefüllte Räume, die unter der Eisdecke entstehen, bevorzugt aber keine Wasserbiotope mit Wasser über der Eisoberfläche,
  • das Flussregime, das die stärkste Determinante für die räumliche Struktur der Populationen des Europäischen Nerzes ist.

Heptner et al. unterschieden folgende Lebensraumtypen, die vom Europäischen Nerz in Russland am häufigsten bewohnt werden: kleine Gewässer mit amphibischer Vegetation und niedrigen sumpfigen Ufern, kleine wiesenartige Gewässer mit niedrigen sumpfigen Ufern, die mit Weidenröschen Epilobium sp. und Grauerle Alnus incana bewachsen sind, kleine wiesenartige Tümpel mit steilen, mit Grauerle bewachsenen Ufern, kleine Tümpel in Nadel- und Mischwäldern, kleine Tümpel in Auenwiesen, Sümpfe mit Schwarzerle Alnus glutinosa, Gebirgsbäche mit schneller Strömung und steinigem Grund.

                In Weißrussland besiedelte der Europäische Nerz vor allem kleine Flüsse und Bäche mitten in den Wäldern, seltener postglayiale Seen. Über die Besiedlung von Seen durch M. lutreola in Polen berichtet Puchalski. Die wichtigsten Faktoren, die in Weißrussland die Wahl des Lebensraums bestimmen, sind der Flussverlauf, die Wasserverfügbarkeit, die Dichte der Mäander, die Anwesenheit kleiner Nebenbäche, die Vielfalt der Ufer und das Vorhandensein von Biberbauen, Dämmen und Überschwemmungsgebieten, die vom Europäischen Biber Castor fiber geschaffen sind.

Die Lebensräume des Europäischen Nerzes unterscheiden sich in den östlichen und westlichen Teilen seines Verbreitungsgebiets. In Spanien und Frankreich werden die Überschwemmungsgebiete der großen Flüsse und ihrer Nebenflüsse sowie die Flussauen mit einer dichten Vegetation aus niedrigen Gebüschen und Wäldern mit geringer Dichte am häufigsten bewohnt (Abb. 27). Dichte Waldhabitate werden nicht bevorzugt, da sie ungünstige Bedingungen für die Entwicklung von niedrigem Gebüsch bieten, das neben der Nähe zu einem Gewässer der wichtigste Lebensraumfaktor für M. lutreola in diesem Teil Europas zu sein scheint. Fournier et al. berichten von einer besonderen Vorliebe von M. lutreola im südwestlichenen Frankreich zu Lebensräumen, die mit Überschwemmungs- und Feuchtgebieten verbunden sind, wie Sümpfe, Weiden- und Erlen’lder und feuchte Heidelandschaften (Abb. 28).

Abb. 27. Lebensraum des Europ’ischen Neryes im S[dspanien (Quelle: A. Llop)
Abb. 27. Lebensraum des Europ’ischen Neryes im S[dspanien (Quelle: A. Llop)
Abb. 27. Lebensraum des Europ’ischen Neryes im S[dspanien (Quelle: A. Llop)

 

Abb. 28. Lebensräume des Europäischen Nerzes, die typisch für Westfrankreich ist (Quelle: A. Kozłowska)

 

Abb. 28. Lebensräume des Europäischen Nerzes, die typisch für Westfrankreich ist (Quelle: A. Kozłowska)

 

Im Donaudelta bevorzugt der Europäische Nerz Lebensräume entlang der Kanäle und Mündungsarme der Donau mit dichtem Röhricht und schwimmenden Makrophyten, die oft von Waldbiozönosen begleitet werden (Abb. 29). Von den 34 Lebensraumtypen, die im rumänischen Teil des Donaudeltas identifiziert wurden, wird M. lutreola vor allem in Donau-Röhricht-Habitaten mit Schilfrohr und Gewöhnlicher Teichbinse, in Küstendickichten mit Asch-Weide und Kranzbeere sowie an Fischteichen beobachtet. Der Europäische Nerz kommt in diesem Gebiet auch in Lebensräumen des Typs pontisch-pannonischer Wiesen mit Hordeum hystrix, donaupannonischen Weißpappelwäldern mit Kratzbeere und schwimmenden Beständen von Schilfrohr und Sumpffarn an der Donau vor.

Abb. 29. Donaudelta – Verbreitungsgebiet der südöstlichen Population von M. lutreola (Quelle: Wikipedia)

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Lebensraumansprüche von M. lutreola durch geografische Variabilität gekennzeichnet sind. Diese Art zeigt keine so starke Habitatspezialisierung, die in streng definierten Lebensraumansprüchen zum Ausdruck kommt, wie bis vor kurzem angenommen wurde. Viele in der letzten Zeit durchgeführte Beobachtungen belegen eine beträchtliche ökologische Toleranz und eine große Anpassungsfähigkeit des Europäischen Nerzes in dieser Hinsicht (Tabelle 4). Die einzige notwendige Lebensraumbedingung für den Europäischen Nerz scheint die allgemeine Beschaffenheit des Lebensraums zu sein – ein aquatischer Ökoton im Binnenland.

 

Tab. 4. Typische Lebensräume des Europäischen Nerzes in verschiedenen Teilen seines Verbreitungsgebiets (Quelle: Sidorovich 1997, Palazon und Ruiz-Olmo 1998, Heptner et al. 2001, Lodé et al. 2001, Fournier et al. 2007, Ştiucă et al. 2010, Marinov 2011)

Land Lebensraumtyp Autor
Rossland Wasserläufe und Gewässer mit dichter Ufervegetation inmitten von Wäldern Heptner et al. 2001
Weißrussland kleine und mittelgroße Flüsse und postglaziale Seen in Waldgebieten Sidorovich 1997
Frankreich Flüsse in Wäldern mit dicht mit Gestrüpp bewachsenen Ufern und Feuchtgebieten Lodé et al. 2001, Fournier et al. 2007
Spanien Mittelgroße Flüsse mit dicht bewachsenen Ufern, oft innerhalb von landwirtschaftlichen Ökosystemen Palazon und Ruiz-Olmo 1998
Rumänien Flussarme und Kanäle mit Röhricht und Gebüsch, in denen große Wasserschwankungen vorkommen Ştiucă et al. 2010, Marinov 2011

 

Bei Individuen verschiedener Geschlechter und Altersklassen werden unterschiedliche Lebensraumpräferenzen beobachtet. Im Nordosten Spaniens besiedeln erwachsene Fähen vor allem Auen und Nebenarme großer Flüsse, junge Tiere bevorzugen vor allem Auen und sind seltener entlang großer Flüsse anzutreffen, während erwachsene Rüden eher entlang großer Flüsse und seltener in Auen siedeln. Der wichtigste Faktor bei der Auswahl des Lebensraums durch die Fähen ist das Vorhandensein von Helophyten, die eine größere Vielfalt und Fülle der Nahrungsgrundlage bieten, während sich die Rüden auch an anderen Abschnitten von Wasserläufen niederlassen, wo die Anbindung an die von den Fähen besetzten Gebiete gewährleistet ist. In Weißrussland stellten Sidorovich und Macdonald fest, dass Rüden am ehesten in kleinen Bächen mit einer Länge von bis zu 10 km und in kleinen Flüssen mit schneller oder mäßiger Strömung ohne Flussauen oder mit leicht sumpfigen Flussauen vorkommen, während die Fähen am liebsten den letztgenannten Lebensraumtyp bewohnen (mehr als dreimal so häufig wie die Rüden).

                Aufgrund einer linearen (länglichen) Form der Aktionräume, die sich hauptsächlich entlang von Wasserläufen erstrecken, weist die räumliche Struktur der Population der Europäischen Nerze ein spitzenartiges Muster auf, das dem Verlauf des hydrologischen Netzes entspricht. Die Ausnahme ist das Donaudelta, wo der Aktionsraum des Europäischen Nerzes mehr zweidimensional sind und sich über größere Entfernungen von den Wasserläufen erstrecken.

                Der Europäische Nerz ist ein Nahrungsgeneralist und polyphages Raubtier, das sich von einer breiten Palette von Beutetieren ernährt. In Weißrussland identifizierte Sidorovich die Reste von 49 Beutetierarten im Kot (n=1474) von M. lutreola, und in Spanien identifizierten Palazón et al. – fast 20 (n=85), ebenso wie Põdra et al. in Estland (n=234). Die Beutetierarten von M. lutreola, die durch die Analyse von Kot, Magen- oder Darminhalt, Futterresten und Vorratsinhalten identifiziert wurden, sind in Tabelle 5 zusammengefasst (diese Liste ist nicht abschließend und enthält nur Nahrungsreste, für die eine eindeutige Art- oder zumindest Gattungszugehörigkeit festgestellt werden konnte).

 

Tab. 5. Nachgewiesene Arten in der Ernährung des Europäischen Nerzes in verschiedenen Ländern (Quelle: Chanudet und Saint-Girons 1981, Saint-Girons 1991, Ruprecht 1993, Sidorovich 1997, Maran et al. 1998a, Palazón et al. 2004, Põdra et al. 2013)

Kategorie der Beute/Prey category Autor/Author Art/Species
Säugetiere/ mammals Maran et al. 1998a Arvicola amphibious Ostschermais
Myodes glareolus Rötelmaus
Talpa europaea Europäischer Mailwurf
Põdra et al. 2013 Rattus norvegicus Wanderratte
Apodemus flavicollis Gelbhalsmaus
Mustela nivalis Mauswiesel
Lepus europeaus Feldhase (Aas)
Neomys fodiens Wasserspitzmaus
Chanudet und Saint-Girons 1981, Saint-Girons 1991 Arvicola sapidus Westschermaus
Ondatra zibethicus Bisamratte
Myocastor coypus Nutria (Aas)
Palazónet al. 2004 Apodemus sylvaticus Waldmaus
Microtus arvalis Feldmaus
Microtus duodecimcostatus Mittelmeer-Kleinwühlmaus
Crocidura russula Hausspitzmaus
Sidorovich 1997 Microtus agrestis Erdmaus
Microtus oeconomus Nordische Wühlmaus
Sorex araneus Waldspitzmaus
Micromys minutus Zwergmaus
Sicista betulina Waldbirkenmaus
Murariu und Munteanu 2005 Apodemus agrarius Brandmaus
Vögel/birds Maran et al. 1998a Erithacus rubecula Rotkehlchen
Palazón i in. 2004 Anas platyrhynchos f. domestica Hausente
Gallus gallus f. domestica Haushuhn
Danilov und Tumanov 1976 Anas platyrhynchos Stockente
Sidorovich 1997 Anas strepera Schnatterente
Anas crecca Krickente
Porzana porzana Tüpfelsumpfhuhn
Motacilla alba Bachstelze
Emberiza schoeniclus Rohrammer
Parus major Kohlmeise
Reptilien/ reptiles Põdra et al. 2013 Natrix natrix Ringelnatter
Palazón et al. 2004 Natrix maura Vipernatter
Sidorovich 1997 Zootoca vivipara Waldeidechse
Amphibien/ amphibians Sidorovich 1997 Rana temporaria Grasfrosch
Rana arvalis Moorfrosch
Rana esculenta complex Wasserfrösche
Põdra et al. 2013 Bufo bufo Erdkröte
Fische/fish Maran et al. 1998a Esox lucius Hecht
Perca fluviatilis Flussbarsch
Salmo trutta Bachforelle/ Meerforelle
Cobitis barbatula Bachschmerle
Põdra et al. 2013 Lota lota Quappe
Palazón et al. 2004 Barbus spp.
Gobio gobio Gründling
Parachondrostoma miegii
Anguilla anguilla Europäischer Aal
Sidorovich 1997 Cobitis taenia Steinbeißer
Misgurnus fossilis Europäischer Schlammpeitzger
Salvelinus alpinus Seesainbling
Gasterosteus aculeatus Dreistacheliger Stichling
Gymnocephalus cernua Kaulbarsch
Rutilus rutilus Rotauge
Alburnoides bipunctatus Schneider
Alburnus alburnus Ukelei
Abramis brama Brachse
Blicca bjoerkna Güster
Leuciscus leuciscus Hasel
Squalius cephalus Döbel
Leuciscus idus Aland
Scardinius erythrophthalmus Rotfeder
Popov 1941, Heptner et al. 2001 Misgurnus anguillicaudatus Ostasiatische Schlammpeitzger
Krebstiere/ crustaceans Maran et al. 1998a Astacus astacus Edelkrebs
Palazón et al. 2004 Procambarus clarkii Roter Amerikanischer Sumpfkrebs
Insekten/ insects Sidorovich 1997 Dytiscus marginalis Gelbrandkäfer
Dytiscus circumcinctus
Dytiscus dimidiatus
Odonata spp. Libellen
Weichtiere/ molluscs Sidorovich 1997 Anodonta spp. Gemeine Teichmuschel
Lymnaea spp. Schlammschnecke
Pflanzen/plants Ruprecht 1993 Vaccinium vitis-idaea Preiselbeere
Sorbus aucuparia Vogelbeere
Palazón et al. 2004 Ficus carica Feigenbaum

 

Die Anzahl der gefressenen Beutestücke (Beute, Pflanzenreste) pro analysiertem Kot bzw. Magen- oder Darminhalt eines einzelnen Tieres wurde in Frankreich mit 0,93, in Weißrussland mit 1,20, in Estland mit 1,26 und 1,51 und in Spanien mit 1,50 ermittelt. Diese Werte unterscheiden sich nicht wesentlich.

Die Analyse der Zusammensetzung von Kot, Magen- und Darminhalt zeigt, dass die Grundlage der Nahrungsnische, laut Durchschnitt der verfügbaren Daten aus dem gesamten geografische Verbreitungsgebiet der Art, Amphibien (vor allem Frösche), kleine Säugetiere (Nagetiere) und Fische darstellen. M. lutreola ernährt sich auch von Vögeln, Krebsen und anderen Wirbellosen (überwiegend Insektenlarven und -imagines, viel seltener Weichtieren). Die Nahrung wird mit Vogeleiern, pflanzlicher Nahrung (z. B. mit Früchten der Preiselbeere Vaccinium vitis-idaea und der Vogelbeere Sorbus aucuparia in Osteuropa sowie mit Früchten des Feigenbaums Ficus carica in Westeuropa) und Reptilien ergänzt. Die Aufnahme pflanzlicher Nahrung sowie die manchmal beobachtete Aasfresserei betonen den Nahrungsgeneralismus des europäischen Nerzes.

Die Zusammensetzung der Nahrung von M. lutreola ist geografisch sehr unterschiedlich. In Osteuropa sind Amphibien, Fische, Krebstiere und Nagetiere von größter Bedeutung für die Ernährung. In Südwesteuropa überwiegen bei der Nahrungsgrundlage eindeutig kleine Säugetiere, Fische und Vögel. Im Gegensatz dazu überwiegt in der Population des Donaudeltas der Fischverzehr. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der nachstehend in diesem Kapitel beschriebene Nahrungsopportunismus des Europäischen Nerzes, dazu führt, dass es keine festen Muster in der Zusammensetzung der Nahrung gibt, die mit einem geografischen Schlüssel vereinbar wären. So gibt es zahlreiche Abweichungen von den dargestellten, regionalspezifischen Nahrungsgrundlagen, die auf die Abhängigkeit der Nahrungszusammensetzung auch von den lokalen Habitatbedingungen und der Jahreszeit zurückzuführen sind. Ein Beispiel dafür kann die Studie von Libois et al. sein, die im Nordwesten von Frankreich die Ernährung von M. lutreola (n=4) hauptsächlich von kleinen Säugetieren, Enten und Fröschen feststellten, oder die Beobachtungen von Maran et al., die eine mehr als doppelte Häufigkeit von Fischen als von Amphibien in Nerzkot (n=234) nachwiesen. Ebenfalls interessant ist der im Nordwesten von Russland von Danilov und Tumanov nachgewiesene wesentliche (61,3 % der untersuchten Fäkalien und Mägen) Anteil von Insekten an der Ernährung des Europäischen Nerzes in den warmen Jahreszeiten. Nicht unerheblich sind auch methodische Unterschiede und die Anzahl der in den verschiedenen Analysen untersuchten Proben, die sich auf die von den verschiedenen Autoren erzielten Ergebnisse auswirken.

                Ein weiterer Unterschied zwischen ost- und westeuropäischen Populationen ist das Verhältnis von im Wasser gejagter Beute zu an Land gejagter Beute – in Osteuropa ist das Verhältnis etwa 1:1, während es bei Populationen aus Südwesteuropa 1:2 beträgt. Diese Tatsache resultiert wahrscheinlich sowohl aus den Unterschieden in den Lebensraumbedingungen als auch aus der Verfügbarkeit der einzelnen Beutekategorien in den genannten Gebieten.

Der Europäische Nerz ist ein opportunistisches Raubtier, was sich darin äußert, dass er die unter den gegebenen Bedingungen (Gebiet, Jahreszeit, Lebensraumtyp) am leichtesten verfügbare und ernährungsphysiologisch wertvollste Nahrungsgrundlage nutzt.

                Unter den Amphibien werden von M. lutreola am häufigsten Frösche gefangen. Sidorovich und Pikulik fanden Rückstände verschiedener Froscharten in 87,3 % der untersuchten Fäkalien des Europäischen Nerzes (n=974) aus verschiedenen Gebieten Weißrusslands. In Osteuropa sind Frösche (insbesondere Grasfrösche) besonders wichtig für das Überleben des Europäischen Nerzes im Winter, wenn sich die von ihnen bewohnten Lebensräume deutlich mit den Überwinterungsgebieten von Rana spp. überschneiden.

Interessanterweise ist der Anteil der Kröten an der Ernährung des Europäischen Nerzes viel geringer als der von N. vison und ähnlich wie der von L. lutra. Das Verhältnis von Kröten zu Fröschen (Anzahl der gefangenen Beutetiere) in der Ernährung der aufgeführten Arten wurde von Sidorovich und Pikulik mit 1:251,5 (n=974), 1:46,1 (n=2087) bzw. 1:301,0 (n=1948) bestimmt. Die Häufigkeit von Kröten im Kot von M. lutreola wurde in der gleichen Studie mit 0,4 % ermittelt. Dieser niedrige Wert ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Hautdrüsen der Kröten giftige Substanzen absondern. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der Europäische Nerz, ebenso wie der Fischotter, die Gefahr seitens der in der Krötenhaut enthaltenen Giftstoffe weitgehend eliminiert, indem er die Kröten vor dem Verzehr häutet. Die hohe Selektivität des Europäischen Nerzes beim Fangen von Fröschen bei gleichzeitiger Vermeidung von Kröten spiegelt die Spezialisierung der osteuropäischen Populationen auf eine bestimmte Beutetierart wider. Neben Fröschen und Kröten ernährt sich der Nerz manchmal auch von Molchen. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass Amphibien vor allem dann in großer Zahl gefangen werden, wenn Nagetiere knapp sind.

Fische machen den größten Teil der Nahrung des Europäischen Nerzes im Donaudelta aus. Ihre Überreste wurden in etwa 32 % der Fäkalien (n=131) aus diesem Gebiet gefunden. Heptner et al. berichten, dass der Europäische Nerz in der Lage ist, Fische mit einem Gewicht von bis zu 1,0-1,2 kg zu jagen, aber meistens kleinere Fische fängt.

Der Europäische Nerz ernährt sich gerne von kleinen und mittelgroßen Nagetieren, die in Westeuropa ein Hauptbestandteil seiner Ernährung darstellen. Der Anteil der Nagetiere an der Ernährung von M. lutreola steigt in Zeiten, in denen das Angebot an Nagetieren zunimmt, was seinen Nahrungsopportunismus gut veranschaulicht. Ein Beispiel dafür sind die Beobachtungen von Grigorev et al. aus Tatarstan (Russland) aus den Jahren 1928-1930. Die im Winter 1929/1930 in dieser Region verzeichnete Zunahme der Population der Ostschermaus führte zum Anstieg des Anteils dieses Nagetiers an der Ernährung von M. lutreola von 14,2 auf 33,3 %. Zuleich wurde ein Rückgang des Anteils von Fröschen von 27,7 auf 11,1 %, von Fischen von 67,8 auf 27,7 % und die vollständige Eliminierung der Vögel aus der Ernährung von Nerzen, deren Anteil im vorherigen Winter etwa 5,5 % betrug, beobachtet. Interessanterweise änderte sich der Anteil anderer Nagetiere an der Ernährung des Europäischen Nerzes im untersuchten Zeitraum nicht wesentlich – in der Saison 1928/1929 lag er bei 28,5 % und ein Jahr später bei 27,7 %. Die Zunahme der Prädation an der Ostschermaus ist wahrscheinlich auf den viel höheren Kaloriengehalt und die leichte Erreichbarkeit dieser Nahrungskategorie im Vergleich zu Amphibien und Fischen zurückzuführen.

Vögel werden vom Europäischen Nerz vor allem im westlichen Teil seines geografischen Verbreitungsgebiets sowie im Donaudelta erbeutet. In Osteuropa ist die Vogeljagd weniger häufig und betrifft vor allem mausernde Gänsevögel, die in freier Wildbahn leben, und seltener die domestizierten Vögel. M. lutreola fängt auch Singvögel. Europäischer Nerz wurde beim Fressen von Vogeleiern und Küken beobachtet.

                Änderungen in der Zusammensetzung der Nahrung des Europäischen Nerzes haben sowohl eine räumliche als auch eine zeitliche Dimesion, was bedeutet, dass verschiedene Kategorien von Beutetieren von ihm in unterschiedlichen mengen nicht nur in unterschiedlichen geografischen Teilen, sondern auch zu unterschiedlichen Jahreszeiten im betreffenden Lebensraum verzehrt werden.

Der tägliche Nahrungsbedarf von M. lutreola liegt bei durchschnittlich 140-180 g. Es werden jedoch erhebliche Schwankungen des Nahrungsbedarfs zu verschiedenen Jahreszeiten sowie zwischen Individuen beider Geschlechter beobachtet. In Gefangenschaft fressen die Rüden im Herbst etwa 150-200 g Fleisch und im Sommer etwa 130-180 g. Dabei nehmen die Fähen etwa 20-25 % weniger Nahrung zu sich als die Rüden.

Sidorovich ermittelte das durchschnittliche Gewicht der von europäischen Nerzen im Nordosten Weißrusslands gejagten Beutetiere in den warmen Monaten auf 43,8 g und in den kalten Monaten auf 48,8 g. Das ganze Jahr über werden am häufigsten Beutetiere mit einem Durchschnittsgewicht von 43,1 g gefangen. Diese Werte sind etwas niedriger als beim Europäischen Iltis und deutlich niedriger als die beim Fischotter und viel ausgeglichener als die beim Amerikanischen Nerz (Mink) und beim Fischotter. Interessanterweise ist unter den genannten Arten nur bei M. lutreola das durchschnittliche Gewicht der Beute in den kalten Monaten höher als in den warmen Monaten. Die schwerste vom Europäischen Nerz gefangene Beute wiegt etwa 1,33 kg.

Der von Levins berechnete Index für die Breite der Nahrungsnische beträgt für die historische belarussische Population 3,36.

Eine ähnliche Differenzierung wurde auch für Rumänien beschrieben – der Anteil der einzelnen Nahrungskomponenten von M. lutreola im Donaudelta unterscheidet sich von dem, der im restlichen Land beschrieben wurde. Murariu und Munteanu geben insbesondere kleine Nagetiere, als die häufigste Beutekategorie an (36,6 %), den Anteil von Fischen an der Ernährung beziffern sie mit 28,8 %, Frösche mit 17 % und Molche, Krebse und Insekten (zusammen) mit 19,8 %. Diesen Autoren zufolge jagt der Europäische Nerz am seltensten Weichtiere und Vögel.

Sidorovich beobachtete bei einigen Individuen von M. lutreola einen Anteil von Fröschen an der Nahrung von 66,0-91,0 %. Dies ist ein weiteres Beispiel für die interindividuellen Unterschiede in der Präferenz und der Nahrungsspezialisierung der Nerze.
Ökologische Charakteristik

Der Europäische Nerz ist ein amphibisches Tier, das stets mit aquatischen Binnenbiotopen verbunden ist. Bäche und kleine durch Wälder verlaufende Flüsse mit dicht bewachsenen Ufern bieten optimale Lebensbedingungen für den Europäischen Nerz. Standorte des Europäischen Nerzes sind seltener mit Feuchtgebieten, größeren Flüssen (z.B. Wolga, Kama, Wjatka, Ebro), insbesondere an Mündungen von Nebenflüssen und in Deltas, manchmal auch mit Seen – vor allem Durchstömungsseen – verbunden. Individuen mit etablierten Territorien werden nur gelegentlich in Entfernungen von mehr als 100 m zu einem Wasserlauf oder Gewässer gefunden. Es sollte betont werden, dass der Europäische Nerz Uferzonen (Ökotone) bewohnt und nicht die Wasserläufe oder Gewässer selbst.

Nach der Klassifizierung der natürlichen Lebensräume in Anhang 1 der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (der so genannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) gelten als typische Lebensräume des Europäischen Nerzes Tiefland- und submontane Flüsse mit Wasserhahnenfuß, überschwemmte schlammige Flussufer, sumpfige Nadel- und Laubwälder sowie Flussmündungen (Ästuare).

Zu den wichtigsten Faktoren, die die Wahl des Lebensraums für den Europäischen Nerz in Osteuropa bestimmen, gehören:

  • die Anwesenheit von Waldbiozönosen, die vom Europäischen Nerz wesentlich häufiger genutzt werden als Waldsteppen- oder Steppenhabitate; das Vorkommen des Europäischen Nerzes in Waldhabitaten wurde bereits von Agricola erwähnt,
  • dichtes, niedriges Gestrüpp in unmittelbarer Nähe des Ufers mit reichlicher Verfügbarkeit von Verstecken sowie den Möglichkeiten, sich versteckt zu bewegen und zu ernähren,
  • die Beschaffenheit der Uferlinie, die die Verfügbarkeit von Verstecken gewährleistet – bevorzugt werden relativ hohe Ufer, an denen man Höhlen anlegen kann, sowie niedrige, dicht bewachsene Ufer, an denen Verstecke vorhanden sind,
  • die Tiefe der Gewässer, deren Nachbarschaft von Nerzen besiedelt wird, sollte garantieren, dass sie im Winter nicht bis zum Grund zufrieren (während dieser Zeit fühlen sich die Nerze in kleinen, eisfreien Gewässern von 1,0-1,5 m Breite und bis zu 1 m Tiefe wohl), und in den Sommermonaten – dass die Unterwasserzugänge zu den Brutplätzen verdeckt werden (mind. 0,5 m tief),
  • die Zugänglichkeit zu nicht gefrorenen Gewässern oder, falls diese fehlen, zu natürlichen Eislöchern, Quellen, Biberdämmen, die für diese Art im Winter in der kontinentalen Klimazone von entscheidender Bedeutung sind; der Europäische Nerz nutzt gerne luftgefüllte Räume, die unter der Eisdecke entstehen, bevorzugt aber keine Wasserbiotope mit Wasser über der Eisoberfläche,
  • das Flussregime, das die stärkste Determinante für die räumliche Struktur der Populationen des Europäischen Nerzes ist.

Heptner et al. unterschieden folgende Lebensraumtypen, die vom Europäischen Nerz in Russland am häufigsten bewohnt werden: kleine Gewässer mit amphibischer Vegetation und niedrigen sumpfigen Ufern, kleine wiesenartige Gewässer mit niedrigen sumpfigen Ufern, die mit Weidenröschen Epilobium sp. und Grauerle Alnus incana bewachsen sind, kleine wiesenartige Tümpel mit steilen, mit Grauerle bewachsenen Ufern, kleine Tümpel in Nadel- und Mischwäldern, kleine Tümpel in Auenwiesen, Sümpfe mit Schwarzerle Alnus glutinosa, Gebirgsbäche mit schneller Strömung und steinigem Grund.

                In Weißrussland besiedelte der Europäische Nerz vor allem kleine Flüsse und Bäche mitten in den Wäldern, seltener postglayiale Seen. Über die Besiedlung von Seen durch M. lutreola in Polen berichtet Puchalski. Die wichtigsten Faktoren, die in Weißrussland die Wahl des Lebensraums bestimmen, sind der Flussverlauf, die Wasserverfügbarkeit, die Dichte der Mäander, die Anwesenheit kleiner Nebenbäche, die Vielfalt der Ufer und das Vorhandensein von Biberbauen, Dämmen und Überschwemmungsgebieten, die vom Europäischen Biber Castor fiber geschaffen sind.

Die Lebensräume des Europäischen Nerzes unterscheiden sich in den östlichen und westlichen Teilen seines Verbreitungsgebiets. In Spanien und Frankreich werden die Überschwemmungsgebiete der großen Flüsse und ihrer Nebenflüsse sowie die Flussauen mit einer dichten Vegetation aus niedrigen Gebüschen und Wäldern mit geringer Dichte am häufigsten bewohnt (Abb. 27). Dichte Waldhabitate werden nicht bevorzugt, da sie ungünstige Bedingungen für die Entwicklung von niedrigem Gebüsch bieten, das neben der Nähe zu einem Gewässer der wichtigste Lebensraumfaktor für M. lutreola in diesem Teil Europas zu sein scheint. Fournier et al. berichten von einer besonderen Vorliebe von M. lutreola im südwestlichenen Frankreich zu Lebensräumen, die mit Überschwemmungs- und Feuchtgebieten verbunden sind, wie Sümpfe, Weiden- und Erlen’lder und feuchte Heidelandschaften (Abb. 28).

Abb. 27. Lebensraum des Europ’ischen Neryes im S[dspanien (Quelle: A. Llop)
Abb. 27. Lebensraum des Europ’ischen Neryes im S[dspanien (Quelle: A. Llop)
Abb. 27. Lebensraum des Europ’ischen Neryes im S[dspanien (Quelle: A. Llop)

 

Abb. 28. Lebensräume des Europäischen Nerzes, die typisch für Westfrankreich ist (Quelle: A. Kozłowska)

 

Abb. 28. Lebensräume des Europäischen Nerzes, die typisch für Westfrankreich ist (Quelle: A. Kozłowska)

 

Im Donaudelta bevorzugt der Europäische Nerz Lebensräume entlang der Kanäle und Mündungsarme der Donau mit dichtem Röhricht und schwimmenden Makrophyten, die oft von Waldbiozönosen begleitet werden (Abb. 29). Von den 34 Lebensraumtypen, die im rumänischen Teil des Donaudeltas identifiziert wurden, wird M. lutreola vor allem in Donau-Röhricht-Habitaten mit Schilfrohr und Gewöhnlicher Teichbinse, in Küstendickichten mit Asch-Weide und Kranzbeere sowie an Fischteichen beobachtet. Der Europäische Nerz kommt in diesem Gebiet auch in Lebensräumen des Typs pontisch-pannonischer Wiesen mit Hordeum hystrix, donaupannonischen Weißpappelwäldern mit Kratzbeere und schwimmenden Beständen von Schilfrohr und Sumpffarn an der Donau vor.

Abb. 29. Donaudelta – Verbreitungsgebiet der südöstlichen Population von M. lutreola (Quelle: Wikipedia)

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Lebensraumansprüche von M. lutreola durch geografische Variabilität gekennzeichnet sind. Diese Art zeigt keine so starke Habitatspezialisierung, die in streng definierten Lebensraumansprüchen zum Ausdruck kommt, wie bis vor kurzem angenommen wurde. Viele in der letzten Zeit durchgeführte Beobachtungen belegen eine beträchtliche ökologische Toleranz und eine große Anpassungsfähigkeit des Europäischen Nerzes in dieser Hinsicht (Tabelle 4). Die einzige notwendige Lebensraumbedingung für den Europäischen Nerz scheint die allgemeine Beschaffenheit des Lebensraums zu sein – ein aquatischer Ökoton im Binnenland.

 

Tab. 4. Typische Lebensräume des Europäischen Nerzes in verschiedenen Teilen seines Verbreitungsgebiets (Quelle: Sidorovich 1997, Palazon und Ruiz-Olmo 1998, Heptner et al. 2001, Lodé et al. 2001, Fournier et al. 2007, Ştiucă et al. 2010, Marinov 2011)

Land Lebensraumtyp Autor
Rossland Wasserläufe und Gewässer mit dichter Ufervegetation inmitten von Wäldern Heptner et al. 2001
Weißrussland kleine und mittelgroße Flüsse und postglaziale Seen in Waldgebieten Sidorovich 1997
Frankreich Flüsse in Wäldern mit dicht mit Gestrüpp bewachsenen Ufern und Feuchtgebieten Lodé et al. 2001, Fournier et al. 2007
Spanien Mittelgroße Flüsse mit dicht bewachsenen Ufern, oft innerhalb von landwirtschaftlichen Ökosystemen Palazon und Ruiz-Olmo 1998
Rumänien Flussarme und Kanäle mit Röhricht und Gebüsch, in denen große Wasserschwankungen vorkommen Ştiucă et al. 2010, Marinov 2011

 

Bei Individuen verschiedener Geschlechter und Altersklassen werden unterschiedliche Lebensraumpräferenzen beobachtet. Im Nordosten Spaniens besiedeln erwachsene Fähen vor allem Auen und Nebenarme großer Flüsse, junge Tiere bevorzugen vor allem Auen und sind seltener entlang großer Flüsse anzutreffen, während erwachsene Rüden eher entlang großer Flüsse und seltener in Auen siedeln. Der wichtigste Faktor bei der Auswahl des Lebensraums durch die Fähen ist das Vorhandensein von Helophyten, die eine größere Vielfalt und Fülle der Nahrungsgrundlage bieten, während sich die Rüden auch an anderen Abschnitten von Wasserläufen niederlassen, wo die Anbindung an die von den Fähen besetzten Gebiete gewährleistet ist. In Weißrussland stellten Sidorovich und Macdonald fest, dass Rüden am ehesten in kleinen Bächen mit einer Länge von bis zu 10 km und in kleinen Flüssen mit schneller oder mäßiger Strömung ohne Flussauen oder mit leicht sumpfigen Flussauen vorkommen, während die Fähen am liebsten den letztgenannten Lebensraumtyp bewohnen (mehr als dreimal so häufig wie die Rüden).

                Aufgrund einer linearen (länglichen) Form der Aktionräume, die sich hauptsächlich entlang von Wasserläufen erstrecken, weist die räumliche Struktur der Population der Europäischen Nerze ein spitzenartiges Muster auf, das dem Verlauf des hydrologischen Netzes entspricht. Die Ausnahme ist das Donaudelta, wo der Aktionsraum des Europäischen Nerzes mehr zweidimensional sind und sich über größere Entfernungen von den Wasserläufen erstrecken.

                Der Europäische Nerz ist ein Nahrungsgeneralist und polyphages Raubtier, das sich von einer breiten Palette von Beutetieren ernährt. In Weißrussland identifizierte Sidorovich die Reste von 49 Beutetierarten im Kot (n=1474) von M. lutreola, und in Spanien identifizierten Palazón et al. – fast 20 (n=85), ebenso wie Põdra et al. in Estland (n=234). Die Beutetierarten von M. lutreola, die durch die Analyse von Kot, Magen- oder Darminhalt, Futterresten und Vorratsinhalten identifiziert wurden, sind in Tabelle 5 zusammengefasst (diese Liste ist nicht abschließend und enthält nur Nahrungsreste, für die eine eindeutige Art- oder zumindest Gattungszugehörigkeit festgestellt werden konnte).

 

Tab. 5. Nachgewiesene Arten in der Ernährung des Europäischen Nerzes in verschiedenen Ländern (Quelle: Chanudet und Saint-Girons 1981, Saint-Girons 1991, Ruprecht 1993, Sidorovich 1997, Maran et al. 1998a, Palazón et al. 2004, Põdra et al. 2013)

Kategorie der Beute/Prey category Autor/Author Art/Species
Säugetiere/ mammals Maran et al. 1998a Arvicola amphibious Ostschermais
Myodes glareolus Rötelmaus
Talpa europaea Europäischer Mailwurf
Põdra et al. 2013 Rattus norvegicus Wanderratte
Apodemus flavicollis Gelbhalsmaus
Mustela nivalis Mauswiesel
Lepus europeaus Feldhase (Aas)
Neomys fodiens Wasserspitzmaus
Chanudet und Saint-Girons 1981, Saint-Girons 1991 Arvicola sapidus Westschermaus
Ondatra zibethicus Bisamratte
Myocastor coypus Nutria (Aas)
Palazónet al. 2004 Apodemus sylvaticus Waldmaus
Microtus arvalis Feldmaus
Microtus duodecimcostatus Mittelmeer-Kleinwühlmaus
Crocidura russula Hausspitzmaus
Sidorovich 1997 Microtus agrestis Erdmaus
Microtus oeconomus Nordische Wühlmaus
Sorex araneus Waldspitzmaus
Micromys minutus Zwergmaus
Sicista betulina Waldbirkenmaus
Murariu und Munteanu 2005 Apodemus agrarius Brandmaus
Vögel/birds Maran et al. 1998a Erithacus rubecula Rotkehlchen
Palazón i in. 2004 Anas platyrhynchos f. domestica Hausente
Gallus gallus f. domestica Haushuhn
Danilov und Tumanov 1976 Anas platyrhynchos Stockente
Sidorovich 1997 Anas strepera Schnatterente
Anas crecca Krickente
Porzana porzana Tüpfelsumpfhuhn
Motacilla alba Bachstelze
Emberiza schoeniclus Rohrammer
Parus major Kohlmeise
Reptilien/ reptiles Põdra et al. 2013 Natrix natrix Ringelnatter
Palazón et al. 2004 Natrix maura Vipernatter
Sidorovich 1997 Zootoca vivipara Waldeidechse
Amphibien/ amphibians Sidorovich 1997 Rana temporaria Grasfrosch
Rana arvalis Moorfrosch
Rana esculenta complex Wasserfrösche
Põdra et al. 2013 Bufo bufo Erdkröte
Fische/fish Maran et al. 1998a Esox lucius Hecht
Perca fluviatilis Flussbarsch
Salmo trutta Bachforelle/ Meerforelle
Cobitis barbatula Bachschmerle
Põdra et al. 2013 Lota lota Quappe
Palazón et al. 2004 Barbus spp.
Gobio gobio Gründling
Parachondrostoma miegii
Anguilla anguilla Europäischer Aal
Sidorovich 1997 Cobitis taenia Steinbeißer
Misgurnus fossilis Europäischer Schlammpeitzger
Salvelinus alpinus Seesainbling
Gasterosteus aculeatus Dreistacheliger Stichling
Gymnocephalus cernua Kaulbarsch
Rutilus rutilus Rotauge
Alburnoides bipunctatus Schneider
Alburnus alburnus Ukelei
Abramis brama Brachse
Blicca bjoerkna Güster
Leuciscus leuciscus Hasel
Squalius cephalus Döbel
Leuciscus idus Aland
Scardinius erythrophthalmus Rotfeder
Popov 1941, Heptner et al. 2001 Misgurnus anguillicaudatus Ostasiatische Schlammpeitzger
Krebstiere/ crustaceans Maran et al. 1998a Astacus astacus Edelkrebs
Palazón et al. 2004 Procambarus clarkii Roter Amerikanischer Sumpfkrebs
Insekten/ insects Sidorovich 1997 Dytiscus marginalis Gelbrandkäfer
Dytiscus circumcinctus
Dytiscus dimidiatus
Odonata spp. Libellen
Weichtiere/ molluscs Sidorovich 1997 Anodonta spp. Gemeine Teichmuschel
Lymnaea spp. Schlammschnecke
Pflanzen/plants Ruprecht 1993 Vaccinium vitis-idaea Preiselbeere
Sorbus aucuparia Vogelbeere
Palazón et al. 2004 Ficus carica Feigenbaum

 

Die Anzahl der gefressenen Beutestücke (Beute, Pflanzenreste) pro analysiertem Kot bzw. Magen- oder Darminhalt eines einzelnen Tieres wurde in Frankreich mit 0,93, in Weißrussland mit 1,20, in Estland mit 1,26 und 1,51 und in Spanien mit 1,50 ermittelt. Diese Werte unterscheiden sich nicht wesentlich.

Die Analyse der Zusammensetzung von Kot, Magen- und Darminhalt zeigt, dass die Grundlage der Nahrungsnische, laut Durchschnitt der verfügbaren Daten aus dem gesamten geografische Verbreitungsgebiet der Art, Amphibien (vor allem Frösche), kleine Säugetiere (Nagetiere) und Fische darstellen. M. lutreola ernährt sich auch von Vögeln, Krebsen und anderen Wirbellosen (überwiegend Insektenlarven und -imagines, viel seltener Weichtieren). Die Nahrung wird mit Vogeleiern, pflanzlicher Nahrung (z. B. mit Früchten der Preiselbeere Vaccinium vitis-idaea und der Vogelbeere Sorbus aucuparia in Osteuropa sowie mit Früchten des Feigenbaums Ficus carica in Westeuropa) und Reptilien ergänzt. Die Aufnahme pflanzlicher Nahrung sowie die manchmal beobachtete Aasfresserei betonen den Nahrungsgeneralismus des europäischen Nerzes.

Die Zusammensetzung der Nahrung von M. lutreola ist geografisch sehr unterschiedlich. In Osteuropa sind Amphibien, Fische, Krebstiere und Nagetiere von größter Bedeutung für die Ernährung. In Südwesteuropa überwiegen bei der Nahrungsgrundlage eindeutig kleine Säugetiere, Fische und Vögel. Im Gegensatz dazu überwiegt in der Population des Donaudeltas der Fischverzehr. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der nachstehend in diesem Kapitel beschriebene Nahrungsopportunismus des Europäischen Nerzes, dazu führt, dass es keine festen Muster in der Zusammensetzung der Nahrung gibt, die mit einem geografischen Schlüssel vereinbar wären. So gibt es zahlreiche Abweichungen von den dargestellten, regionalspezifischen Nahrungsgrundlagen, die auf die Abhängigkeit der Nahrungszusammensetzung auch von den lokalen Habitatbedingungen und der Jahreszeit zurückzuführen sind. Ein Beispiel dafür kann die Studie von Libois et al. sein, die im Nordwesten von Frankreich die Ernährung von M. lutreola (n=4) hauptsächlich von kleinen Säugetieren, Enten und Fröschen feststellten, oder die Beobachtungen von Maran et al., die eine mehr als doppelte Häufigkeit von Fischen als von Amphibien in Nerzkot (n=234) nachwiesen. Ebenfalls interessant ist der im Nordwesten von Russland von Danilov und Tumanov nachgewiesene wesentliche (61,3 % der untersuchten Fäkalien und Mägen) Anteil von Insekten an der Ernährung des Europäischen Nerzes in den warmen Jahreszeiten. Nicht unerheblich sind auch methodische Unterschiede und die Anzahl der in den verschiedenen Analysen untersuchten Proben, die sich auf die von den verschiedenen Autoren erzielten Ergebnisse auswirken.

                Ein weiterer Unterschied zwischen ost- und westeuropäischen Populationen ist das Verhältnis von im Wasser gejagter Beute zu an Land gejagter Beute – in Osteuropa ist das Verhältnis etwa 1:1, während es bei Populationen aus Südwesteuropa 1:2 beträgt. Diese Tatsache resultiert wahrscheinlich sowohl aus den Unterschieden in den Lebensraumbedingungen als auch aus der Verfügbarkeit der einzelnen Beutekategorien in den genannten Gebieten.

Der Europäische Nerz ist ein opportunistisches Raubtier, was sich darin äußert, dass er die unter den gegebenen Bedingungen (Gebiet, Jahreszeit, Lebensraumtyp) am leichtesten verfügbare und ernährungsphysiologisch wertvollste Nahrungsgrundlage nutzt.

                Unter den Amphibien werden von M. lutreola am häufigsten Frösche gefangen. Sidorovich und Pikulik fanden Rückstände verschiedener Froscharten in 87,3 % der untersuchten Fäkalien des Europäischen Nerzes (n=974) aus verschiedenen Gebieten Weißrusslands. In Osteuropa sind Frösche (insbesondere Grasfrösche) besonders wichtig für das Überleben des Europäischen Nerzes im Winter, wenn sich die von ihnen bewohnten Lebensräume deutlich mit den Überwinterungsgebieten von Rana spp. überschneiden.

Interessanterweise ist der Anteil der Kröten an der Ernährung des Europäischen Nerzes viel geringer als der von N. vison und ähnlich wie der von L. lutra. Das Verhältnis von Kröten zu Fröschen (Anzahl der gefangenen Beutetiere) in der Ernährung der aufgeführten Arten wurde von Sidorovich und Pikulik mit 1:251,5 (n=974), 1:46,1 (n=2087) bzw. 1:301,0 (n=1948) bestimmt. Die Häufigkeit von Kröten im Kot von M. lutreola wurde in der gleichen Studie mit 0,4 % ermittelt. Dieser niedrige Wert ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Hautdrüsen der Kröten giftige Substanzen absondern. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der Europäische Nerz, ebenso wie der Fischotter, die Gefahr seitens der in der Krötenhaut enthaltenen Giftstoffe weitgehend eliminiert, indem er die Kröten vor dem Verzehr häutet. Die hohe Selektivität des Europäischen Nerzes beim Fangen von Fröschen bei gleichzeitiger Vermeidung von Kröten spiegelt die Spezialisierung der osteuropäischen Populationen auf eine bestimmte Beutetierart wider. Neben Fröschen und Kröten ernährt sich der Nerz manchmal auch von Molchen. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass Amphibien vor allem dann in großer Zahl gefangen werden, wenn Nagetiere knapp sind.

Fische machen den größten Teil der Nahrung des Europäischen Nerzes im Donaudelta aus. Ihre Überreste wurden in etwa 32 % der Fäkalien (n=131) aus diesem Gebiet gefunden. Heptner et al. berichten, dass der Europäische Nerz in der Lage ist, Fische mit einem Gewicht von bis zu 1,0-1,2 kg zu jagen, aber meistens kleinere Fische fängt.

Der Europäische Nerz ernährt sich gerne von kleinen und mittelgroßen Nagetieren, die in Westeuropa ein Hauptbestandteil seiner Ernährung darstellen. Der Anteil der Nagetiere an der Ernährung von M. lutreola steigt in Zeiten, in denen das Angebot an Nagetieren zunimmt, was seinen Nahrungsopportunismus gut veranschaulicht. Ein Beispiel dafür sind die Beobachtungen von Grigorev et al. aus Tatarstan (Russland) aus den Jahren 1928-1930. Die im Winter 1929/1930 in dieser Region verzeichnete Zunahme der Population der Ostschermaus führte zum Anstieg des Anteils dieses Nagetiers an der Ernährung von M. lutreola von 14,2 auf 33,3 %. Zuleich wurde ein Rückgang des Anteils von Fröschen von 27,7 auf 11,1 %, von Fischen von 67,8 auf 27,7 % und die vollständige Eliminierung der Vögel aus der Ernährung von Nerzen, deren Anteil im vorherigen Winter etwa 5,5 % betrug, beobachtet. Interessanterweise änderte sich der Anteil anderer Nagetiere an der Ernährung des Europäischen Nerzes im untersuchten Zeitraum nicht wesentlich – in der Saison 1928/1929 lag er bei 28,5 % und ein Jahr später bei 27,7 %. Die Zunahme der Prädation an der Ostschermaus ist wahrscheinlich auf den viel höheren Kaloriengehalt und die leichte Erreichbarkeit dieser Nahrungskategorie im Vergleich zu Amphibien und Fischen zurückzuführen.

Vögel werden vom Europäischen Nerz vor allem im westlichen Teil seines geografischen Verbreitungsgebiets sowie im Donaudelta erbeutet. In Osteuropa ist die Vogeljagd weniger häufig und betrifft vor allem mausernde Gänsevögel, die in freier Wildbahn leben, und seltener die domestizierten Vögel. M. lutreola fängt auch Singvögel. Europäischer Nerz wurde beim Fressen von Vogeleiern und Küken beobachtet.

                Änderungen in der Zusammensetzung der Nahrung des Europäischen Nerzes haben sowohl eine räumliche als auch eine zeitliche Dimesion, was bedeutet, dass verschiedene Kategorien von Beutetieren von ihm in unterschiedlichen mengen nicht nur in unterschiedlichen geografischen Teilen, sondern auch zu unterschiedlichen Jahreszeiten im betreffenden Lebensraum verzehrt werden.

Der tägliche Nahrungsbedarf von M. lutreola liegt bei durchschnittlich 140-180 g. Es werden jedoch erhebliche Schwankungen des Nahrungsbedarfs zu verschiedenen Jahreszeiten sowie zwischen Individuen beider Geschlechter beobachtet. In Gefangenschaft fressen die Rüden im Herbst etwa 150-200 g Fleisch und im Sommer etwa 130-180 g. Dabei nehmen die Fähen etwa 20-25 % weniger Nahrung zu sich als die Rüden.

Sidorovich ermittelte das durchschnittliche Gewicht der von europäischen Nerzen im Nordosten Weißrusslands gejagten Beutetiere in den warmen Monaten auf 43,8 g und in den kalten Monaten auf 48,8 g. Das ganze Jahr über werden am häufigsten Beutetiere mit einem Durchschnittsgewicht von 43,1 g gefangen. Diese Werte sind etwas niedriger als beim Europäischen Iltis und deutlich niedriger als die beim Fischotter und viel ausgeglichener als die beim Amerikanischen Nerz (Mink) und beim Fischotter. Interessanterweise ist unter den genannten Arten nur bei M. lutreola das durchschnittliche Gewicht der Beute in den kalten Monaten höher als in den warmen Monaten. Die schwerste vom Europäischen Nerz gefangene Beute wiegt etwa 1,33 kg.

Der von Levins berechnete Index für die Breite der Nahrungsnische beträgt für die historische belarussische Population 3,36.

Eine ähnliche Differenzierung wurde auch für Rumänien beschrieben – der Anteil der einzelnen Nahrungskomponenten von M. lutreola im Donaudelta unterscheidet sich von dem, der im restlichen Land beschrieben wurde. Murariu und Munteanu geben insbesondere kleine Nagetiere, als die häufigste Beutekategorie an (36,6 %), den Anteil von Fischen an der Ernährung beziffern sie mit 28,8 %, Frösche mit 17 % und Molche, Krebse und Insekten (zusammen) mit 19,8 %. Diesen Autoren zufolge jagt der Europäische Nerz am seltensten Weichtiere und Vögel.

Sidorovich beobachtete bei einigen Individuen von M. lutreola einen Anteil von Fröschen an der Nahrung von 66,0-91,0 %. Dies ist ein weiteres Beispiel für die interindividuellen Unterschiede in der Präferenz und der Nahrungsspezialisierung der Nerze.

Diese Spezialisierung hat lokalen Charakter und ist als Ausdruck des Nahrungsopportunismus zu sehen, d. h. die Jagd auf die Kategorien von Beutetieren, die in einer bestimmten Umgebung und zu einer bestimmten Zeit am häufigsten vorkommen. Die von Abramov und Tumanov aufgezeigte Stenophagie und enge ökologische Nische des Europäischen Nerzes im Nordwesten Russlands ist höchstwahrscheinlich ein Ausdruck einer lokalen Nahrungsspezialisierung auf Amphibien, deren Populationen in von Nerzen besetzten Lebensräumen in dieser Region eine hohe Abundanz aufweisen..

Bei M. lutreola werden keine eindeutigen geschlechtsabhängigen Unterschiede in den Nahrungspräferenzen beobachtet. Diese Unterschiede hängen mit dem intersexuellen Nahrungswettbewerb zusammen und spiegeln sich in der Stärke des Sexualdimorphismus bei der jeweiligen Art der Marderartigen wider. Der stärker ausgeprägte Sexualdimorphismus beim Europäischen Iltis und beim Amerikanischen Nerz als beim Europäischen Nerz ist höchstwahrscheinlich eben auf die bei beiden Arten beobachteten signifikanten geschlechtsabhängigen Unterschiede in der Nahrungszusammensetzung zurückzuführen. Das Fehlen von Unterschieden in den Nahrungspräferenzen und damit das Fehlen eines eindeutigen trophischen Wettbewerbs zwischen Vertretern beider Geschlechter könnte auf den ausgeprägten Generalismus und den Nahrungsopportunismus des Europäischen Nerzes zurückzuführen sein.

Im Einzugsgebiet des Flusses Lowat ( nordöstliches Weißrussland) wurde die Populationsdichte des Europäischen Nerzes mit 2,0-8,6 Individuen/km Fließgewässer ermittelt. Tumanov berichtet von Populationsdichte von 0,1-3,0 (durchschnittlich 0,5-0,9) Individuen/km entlang der Wasserläufe der Region Woronesch (Westrussland) saisonal im Herbst 1983-1984.

                Daten zur Jagdausbeute im Nordwesten Russland weisen darauf hin, dass das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Individuen nahe bei 1:1 liegt. Eine etwas andere Geschlechtsstruktur der Population wurde für den Europäischen Nerz in Spanien beschrieben – Mañas et al. berichten in diesem Fall ein Geschlechterverhältnis (n=54) von 2,19. Das beschriebene Missverhältnis ist höchstwahrscheinlich auf eine höhere Wahrscheinlichkeit des Fangs von Rüden zurückzuführen.

In der Altersstruktur der Population des Europäischen Nerzes aus dem nordwestlichen Russland (n=35), beschrieben von Danilov und Tumanov, machen Individuen unter einem Jahr ca. 36,6 % der Population aus. Eine Studie von Mañas et al. an einer Population von M. lutreola im Nordosten Spaniens (n=54) zeigt einen höheren Anteil von Individuen in dieser Altersklasse, der 51,9 % erreicht. Männliche Individuen überwiegen in jüngeren Altersklassen und weisen eine höhere Mortalität auf als Fähen.
Diese Spezialisierung hat lokalen Charakter und ist als Ausdruck des Nahrungsopportunismus zu sehen, d. h. die Jagd auf die Kategorien von Beutetieren, die in einer bestimmten Umgebung und zu einer bestimmten Zeit am häufigsten vorkommen. Die von Abramov und Tumanov aufgezeigte Stenophagie und enge ökologische Nische des Europäischen Nerzes im Nordwesten Russlands ist höchstwahrscheinlich ein Ausdruck einer lokalen Nahrungsspezialisierung auf Amphibien, deren Populationen in von Nerzen besetzten Lebensräumen in dieser Region eine hohe Abundanz aufweisen..

Bei M. lutreola werden keine eindeutigen geschlechtsabhängigen Unterschiede in den Nahrungspräferenzen beobachtet. Diese Unterschiede hängen mit dem intersexuellen Nahrungswettbewerb zusammen und spiegeln sich in der Stärke des Sexualdimorphismus bei der jeweiligen Art der Marderartigen wider. Der stärker ausgeprägte Sexualdimorphismus beim Europäischen Iltis und beim Amerikanischen Nerz als beim Europäischen Nerz ist höchstwahrscheinlich eben auf die bei beiden Arten beobachteten signifikanten geschlechtsabhängigen Unterschiede in der Nahrungszusammensetzung zurückzuführen. Das Fehlen von Unterschieden in den Nahrungspräferenzen und damit das Fehlen eines eindeutigen trophischen Wettbewerbs zwischen Vertretern beider Geschlechter könnte auf den ausgeprägten Generalismus und den Nahrungsopportunismus des Europäischen Nerzes zurückzuführen sein.

Im Einzugsgebiet des Flusses Lowat ( nordöstliches Weißrussland) wurde die Populationsdichte des Europäischen Nerzes mit 2,0-8,6 Individuen/km Fließgewässer ermittelt. Tumanov berichtet von Populationsdichte von 0,1-3,0 (durchschnittlich 0,5-0,9) Individuen/km entlang der Wasserläufe der Region Woronesch (Westrussland) saisonal im Herbst 1983-1984.

                Daten zur Jagdausbeute im Nordwesten Russland weisen darauf hin, dass das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Individuen nahe bei 1:1 liegt. Eine etwas andere Geschlechtsstruktur der Population wurde für den Europäischen Nerz in Spanien beschrieben – Mañas et al. berichten in diesem Fall ein Geschlechterverhältnis (n=54) von 2,19. Das beschriebene Missverhältnis ist höchstwahrscheinlich auf eine höhere Wahrscheinlichkeit des Fangs von Rüden zurückzuführen.

In der Altersstruktur der Population des Europäischen Nerzes aus dem nordwestlichen Russland (n=35), beschrieben von Danilov und Tumanov, machen Individuen unter einem Jahr ca. 36,6 % der Population aus. Eine Studie von Mañas et al. an einer Population von M. lutreola im Nordosten Spaniens (n=54) zeigt einen höheren Anteil von Individuen in dieser Altersklasse, der 51,9 % erreicht. Männliche Individuen überwiegen in jüngeren Altersklassen und weisen eine höhere Mortalität auf als Fähen.